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Foto: Andreas Fischer
Aktuelles | 14.11.2023
Kein Außenseiter, aber auch nicht Favorit
Die Saison der LIQUI MOLY HBL bleibt verrückt. Der Bergische HC hat 10:14-Punkte auf dem Konto und tritt am Donnerstagabend (19 Uhr, PHOENIX CONTACT Arena) beim TBV Lemgo Lippe an, der 9:15-Zähler gesammelt hat. Weil das Feld so dicht zusammen ist, handelt es sich nicht um ein Nachbarschaftsduell, sondern um das Match des 13. gegen den Zehnten. Aktuell trennen den SC DHfK Leipzig ebenfalls mit 10:14-Punkten auf Rang neun nur drei Zähler von einem Abstiegsrang.
BHC-Coach Jamal Naji macht sich darüber allerdings keine Gedanken. Für ihn gehören sein Team und Lemgo gleichermaßen zum breiten Mittelfeld. In direkten Duellen entscheidet die Tagesform und manchmal eben auch etwas Spielglück. "Handball war immer schon ein Phasensport", weiß Naji. "Aber das hat sich in dieser Saison noch einmal verstärkt - ich denke, dass dazu auch die Regeländerung der vereinfachten schnellen Mitte beigetragen hat."

So war der 0:7-Torelauf im Heimspiel gegen den HSV Hamburg zu Beginn der zweiten Halbzeit zwar weiterhin eine Besonderheit, "es ist aber schon auffällig, dass solche Dinge häufiger vorkommen als noch vor einem Jahr", beschreibt Naji seine Wahrnehmung. Die vier Tore in Serie zum Abschluss der Partie gegen den HSV, mit denen die Bergischen innerhalb von drei Minuten aus einem 25:28 noch einen 29:28-Sieg gemacht haben, fallen ebenfalls in diese Kategorie. "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir das in der Situation noch gewinnen, ist natürlich gering. Aber der Wille der Mannschaft war spürbar. Den Siegtreffer von Mads Andersen habe ich mir mit Vergnügen noch häufiger angeschaut", sagt der Coach, der die Partie aber bereits am Sonntag zu den Akten gelegt hat, um mit der Vorbereitung auf das Match in Lemgo zu beginnen.

Dass sich das Kämpfen auch in schier ausweglosen Lagen lohnt, hat der BHC gegen HSV bewiesen. Nicht immer hat die Mannschaft in der Vergangenheit den "letzten Schritt" gemacht, wenn die Unzufriedenheit angesichts der eigenen Leistung groß war. "Nach dem vorigen Spiel in Lemgo im April hat es eine ausführliche Aufarbeitung mit diversen Einzelgesprächen gegeben", blickt Naji auf das unerfreuliche 28:38 zurück. "Danach musste ich so etwas nie wieder ansprechen. In dieser Saison gab es zum Beispiel noch keinen Moment, in dem ich irgendwem vorwerfen konnte, nicht alles gegeben zu haben."

So möchte sich der BHC am Donnerstag definitiv stärker präsentieren als vor einem guten halben Jahr. "Wir sind da per se schon mal nicht Favorit, wenn wir nach Lemgo fahren", stellt Naji klar. Außenseiter dürften die Bergischen, die vier ihrer jüngsten fünf Bundesligaspiele gewonnen haben, aber auch nicht sein. "Lemgo hat eine richtig gute erste Sieben", sagt Naji. "Allerdings spielen sie eine kleine Rotation, weil die Breite nicht ganz so da ist." Spieler wie Tim Suton, Niels Versteijnen, Lukas Hutecek und Kreisläufer Jan Brosch gelte es aber in den Griff zu bekommen. "Auffällig ist, dass der TBV extrem diszipliniert angreift. Darauf legt Trainer Florian Kehrmann offenbar sehr großen Wert", meinte der Trainer.

Die personelle Situation bei den Löwen könnte sich bis Donnerstag noch ein wenig entspannen. Torhüter Christopher Rudeck steht nach seinem Muskelbündelriss kurz vor seiner Rückkehr in den Kader. Ob er schon wieder einsatzbereit ist, wird sich zeigen. Wenn nicht, ist Louis Oberosler Back-up für den gegen Hamburg so starken Peter Johannesson. Für ihn ist das Auswärtsspiel ein besonderes - immerhin fünf Jahre hat der Schwede das Lemgoer Tor gehütet. Rechtsaußen Isak Persson ist nach überstandener Krankheit zurück, so dass lediglich Tom Kare Nikolaisen sicher ausfällt. Bei ihm liegt die Hoffnung auf ein Comeback in der Rückrunde.