News

Aktuelles | 30.08.2018
Es geht jetzt von null los
Csaba Szücs absolviert seine zweite Saison für die Bergischen Löwen. Trotz seiner Erfahrung ist der Auftakt in die Bundesliga-Saison auch für ihn etwas ganz Besonderes. Nach zwei Jahren Zwangspause kehrt der 31-Jährige auf die größte Handballbühne zurück.

Das Interview aus der Doppelausgabe des BHC-Hallenheftes "Löwenherz" zu den Heimspielen gegen die Eulen Ludwigshafen und den HC Erlangen in voller Länge.

Löwenherz: Csaba, herzlichen Glückwunsch zum Erreichen des Pokal-Achtelfinales. War das eigentlich nur noch Formsache, nachdem Ludwigshafen überraschend an Ausrichter VfL Pfullingen gescheitert war?
Csaba Szücs: Gerade weil Ludwigshafen gescheitert war, war es keine Formsache. Wir haben gesehen, wie unangenehm der VfL Pfulligen sein kann. Ludwigshafen hatte zwar einen sehr schlechten Tag erwischt, aber wir mussten von Beginn an konzentriert und fokussiert sein, um beim Gastgeber gar nicht erst Hoffnung aufkeimen zu lassen. Insgesamt haben wir das souverän gemeistert.
Löwenherz: Du warst beim Final-Four in Hamburg noch nie dabei. Für einige Deiner Mannschaftskameraden gehört das Ereignis zu den Höhepunkten ihrer Karriere. Motiviert Dich das zusätzlich, wenn sie davon erzählen?
Csaba Szücs: Die Motivation ist allgemein groß, nach Hamburg zu kommen, und ich habe das Gefühl, dass wir alle unsere Chance sehen. Sie wird ja auch dadurch noch etwas besser, dass wir im Pokal als Zweitligist gesetzt sind und im Achtel- und Viertelfinale gegen Bundesligisten automatisch ein Heimspiel haben. Ich bin sehr gespannt auf die Auslosung, und hoffe, dass es nicht unbedingt die Rhein-Neckar Löwen, Kiel oder Flensburg wird (Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand das Los des BHC noch nicht fest, Anm. d. Red.).
Löwenherz: Gegen die Eulen Ludwigshafen geht es nun in die neue Bundesliga-Saison. Ist sie nach zwei Jahren Abstinenz, die sich durch eine schwere Verletzung und den Abstieg der Löwen ergeben hat, auch für Dich eine ganze Besondere?
Csaba Szücs: Ein Jahr habe ich in Hannover zugeschaut, im letzten Jahr haben wir überragend in der 2. Liga gespielt. Ich freue mich riesig, wieder auf höchstem Level zu starten. Dazu noch mit einem Heimspiel, in dem wir eine gute Chance haben werden, gleich mit einem Sieg zu beginnen.
Löwenherz: Die Vorbereitung lief sehr gut mit nur einer Niederlage. Steigert dies das Selbstvertrauen zusätzlich mit Blick auf die Bundesliga?
Csaba Szücs: Klar ist es schön, wenn man eine erfolgreiche Vorbereitung gespielt hat und das aufs Feld gebracht hat, was man sich vorgenommen hatte. Das Gefühl ist gut und das Selbstvertrauen vielleicht ein Stück weit höher. Aber wir müssen unsere Stärken nun eben in der Bundesliga auf die Platte bringen. Es geht jetzt von null los. Ich bin froh, dass die Vorbereitung vorbei ist und nun endlich der Bundesliga-Alltag beginnt.
Löwenherz: Was rechnest Du Dir für Dich persönlich als auch die Mannschaft aus dieses Jahr?
Csaba Szücs: Wir sind als Team sehr gut aufgestellt. Ich bin überzeugt, dass wir eine sehr gute Rolle in der Bundesliga spielen können. Das primäre Ziel muss sein, nicht abzusteigen. Alles andere wird sich im Verlauf der Saison zeigen. Bis auf Jan Artmann, der leider aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste, sind wir komplett zusammengeblieben und haben uns punktuell verstärkt. Das macht Spaß. Für mich persönlich geht es darum, der Mannschaft so gut es geht, auf meiner Position zu helfen.
Löwenherz: Der Löwen-Kader ist in dieser Spielzeit so groß wie noch nie. Erschafft das eine neue Wettbewerbssituation auch innerhalb der Mannschaft?
Csaba Szücs: Bestimmt, denn jeder möchte spielen. Das kommt uns auch im Training zugute. Einsatz und Wille sind hoch, das Trainingsniveau wird dadurch angehoben. Insgesamt wird sich das positiv auswirken, auch wenn es hier und da Unzufriedenheit geben wird. Das gehört im Profisport dazu und ist Teil dessen, das jeder auf dem Parkett stehen möchte.
Löwenherz: Höchstwahrscheinlich werdet ihr in dieser Saison häufiger verlieren als in der 2. Liga. Wird das eine der größten Herausforderungen sein, damit umzugehen? Denn ans Verlieren ist beim BHC zum Glück derzeit keiner gewohnt.
Csaba Szücs: Wir sind ja alle alt genug, und jeder hat in seinem Leben schon mal ein Handballspiel verloren. Man muss immer relativieren, gegen wen man verloren hat und wie man dabei gespielt hat. Gegen Minden in der Vorbereitung zum Beispiel stimmte in der ersten Halbzeit die Körpersprache nicht, und wir haben dann auch schlecht gespielt. Es ist wichtig, dass wir immer so spielen, dass wir am Ende auch nach Niederlagen zu Hause sitzen können und aus voller Überzeugung sagen können, dass wir das Maximum gegeben haben und nur verloren haben, weil der Gegner einfach besser war.
Löwenherz: Beim BHC bist Du in der Abwehr fest gesetzt. Ist das eine Rolle, die Du magst, oder würdest Du offensiv gerne noch häufiger eingreifen?
Csaba Szücs: Ich freue mich, diese Aufgabe zu haben. Genauso würde ich mich freuen, wenn mir gesagt würde, ich solle mehr im Angriff spielen. Aber ich setze nicht auf Teufel komm raus alles daran, denn wir haben überragende Angriffsspieler mit Linus Arnesson und Tomas Babak sowie unseren Rückraum-Linken.
Löwenherz: Nach sechs Jahren in Hannover bist Du im Sommer 2017 ins Bergische Land gezogen. Wie hast Du Dich eingelebt?
Csaba Szücs: Nach einem Jahr geht es prima. Wir sind herzlich aufgenommen worden - nicht nur im Umfeld der Mannschaft, sondern auch in der Nachbarschaft. Der Kindergarten, in den meine ältere Tochter geht, ist zudem überragend.
Löwenherz: Innerhalb der letzten Saison ist uns aufgefallen, dass Du immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hast. Im Trainingslager standest Du für Gudis Tagebuch zu einem - sagen wir - nicht ganz ernst gemeinten Interview bereit. Macht es Dir Spaß, zwischendurch auch mal albern zu sein?
Csaba Szücs: Ich versuche einfach, wenn es die Zeit und die Situation hergibt, auch mal zu zeigen, dass wir nicht nur Profisportler, sondern auch ganz normale Menschen sind, die auch entspannt und locker sein können. Ich fühle mich wohl dabei, auch mal etwas zu machen, dass nicht ganz so ernst gemeint ist. Dabei darf man natürlich den Fokus nicht verlieren, wenn es an die Arbeit geht.

Die "schnelle Mitte" mit Csaba Szücs
Der schönste Moment bisher beim Bergischen HC war... der Aufstieg.
Der beste Sportfilm, den ich je gesehen habe, war... Moneyball
Wenn es eine Sache gibt, die ich in meinem Handballerleben noch erreichen will, dann... würde ich gerne einen Titel gewinnen.
Außer Handball und meiner Familie beschäftige ich mich sehr viel mit... nichts besonderem.
Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte... wäre ich schon längst mit meinem Studium fertig.
Der BHC wird in dieser Saison... Bundesliga spielen.