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Aktuelles | 11.06.2023
Emotionale Abschiede beim Saisonfinale
Sportlich endete die Bundesliga-Saison des Bergischen HC gegen den HC Erlangen nicht wunschgemäß. Beim 29:30 (15:14) gelang den Gastgebern keine optimale Leistung. Nach einem kurzen Moment des Ärgers lag der Fokus aber auf der Verabschiedung von vier Spielern - darunter zwei, die eine Ära des Vereins mitgeprägt haben. Der BHC nimmt Arnor Gunnarsson und Fabian Gutbrod in seine Hall of Fame auf.
Ein lockeres Spielchen zum Abschluss boten die beiden Teams nicht. Auf der Platte ging es gewohnt hitzig her, so dass von Anfang an deutlich zu spüren war, dass sowohl der BHC als auch der HC Erlangen die Spielzeit mit einem Sieg beenden wollten. Die Gastgeber benötigten etwas, um vor allem offensiv in die Partie zu finden. So dauerte es mehr als fünf Minuten, bis Arnor Gunnarsson das erste Löwen-Tor markierte. Da es auch den Gästen nicht leicht fiel, Treffer zu erzielen, stand es zu diesem Zeitpunkt erst 1:2.

Nicht nur Gunnarsson durfte anfangen, auch Fabian Gutbrod erhielt im letzten Spiel seiner Karriere das Startrecht. Er traf nach schöner Wurftäuschung zum 3:3-Zwischenstand. In der Folge gingen die Gastgeber durch stark ausgespielte Tempo-Treffer, die vor allem durch Tim Nothdurft und Isak Persson abgeschlossen wurden, in Führung. 

Nach der Pause legten die Löwen sogar 18:16 vor und profitierten von einer Roten Karte gegen Antonio Metzner, der den starken Elias Scholtes bei einer Abwehraktion im Gesicht traf. Dann gelang es dem HCE zunächst in Überzahl, schnell auf Gegentore zu antworten. Auch insgesamt schafften es die Gäste mehr und mehr, ihre Angriffseffizienz hoch zu halten. Der defensive Zugriff des BHC ließ ein wenig nach, so dass die Niederlage mehrere Minuten vor Schluss schon in der Luft lag. Allem kämpferischen Einsatz zum Trotz musste der BHC nach Gunnarssons 1003. und letztem Erstliga-Tor mit der knappen 29:30-Niederlage leben.

Nicht mitwirken konnten Djibril M'Bengue und Noah Beyer. Letzterer hatte muskuläre Probleme, bei M'Bengue wird der Ausfall wohl eine Weile länger dauern. Im Match gegen Kiel hat sich der Rückraum-Linkshänder die Mittelhand gebrochen.

Der Ärger über die Abschluss-Niederlage war nach Spielschluss schnell verflogen. Denn es stand etwas Größeres als das Resultat eines Bundesligaspiels auf dem Programm: Arnor Gunnarsson und Fabian Gutbrod gingen als aktive Spieler in den Ruhestand. Csaba Szücs und Simen Schönningsen verließen den Verein.

Alle richteten noch ein paar Worte an die knapp 2600 Fans in der Wuppertaler Unihalle. Schönningsen, der zwei Jahre beim BHC war, bedankte sich, dass er seinen Traum, in der Bundesliga zu spielen, beim BHC leben durfte. Csaba Szücs betonte etwas scherzhaft, dass er auf Krücken verpflichtet worden sei und auch so wieder abtrete. Als er 2017 kam, sei seine sportliche Zukunft ungewiss gewesen. Doch er erhielt das Vertrauen des Vereins. „Wer hätte gedacht, dass die letzten sechs Jahre die besten meiner Karriere sein würden“, sagte der 35-Jährige, der nach einem überstandenen Achillessehnenriss viele Jahre aus der Aufstellung nicht wegzudenken war. Zuletzt hatten ihn diverse Verletzungen zurückgeworfen. Zum Abschied erschien er nach einer erfolgreichen Knie-OP auf Krücken. „Es war immer wunderbar, hier zu spielen“, betonte Szücs.

Zehn Jahre war Fabian Gutbrod einer der Leistungsträger beim BHC. „Es war eine unglaubliche Zeit und die schönsten zehn Jahre meiner Karriere“, sagte der 34-Jährige. „Ich bin hier heimisch geworden. Vielen Dank an die medizinische Abteilung. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, damit dieser Mistkörper es so lange ausgehalten hat.“ Der Rückraum-Rechtshänder bleibt dem Club erhalten. Er wechselt in den koordinativen und administrativen Bereich des BHC.

Sogar noch ein Jahr länger, also satte zehn Saisons, hat Arnor Gunnarsson im Bergischen gespielt. „Es war unfassbar geil“, betonte der Isländer, der mit dem BHC inzwischen verwurzelt ist. „Meine Kinder sind hier geboren.“ Gefreut hat sich Gunnarsson auch über Besuch aus Island. Eltern und Familie waren angereist, um beim finalen Match dabei zu sein. „Meine Eltern haben mein erstes Spiel jemals gesehen - und auch mein letztes.“ Auch Gunnarsson bleibt beim BHC - als Teil des Trainerteams bei den Profis sowie Chefcoach der B-Jugend.

Eine besondere Überraschung hatten die BHC-Geschäftsführer Jörg Föste und Philipp Tychy vorbereitet. Zwei Banner wurden in der Unihalle zu Ehren der beiden BHC-Legenden gehisst. Die 22 von Fabian Gutbrod und 11 von Arnor Gunnarsson hängen nun unter der Hallendecke. „Ihr geht beide in die Hall of Fame des BHC. Herzlichen Dank, ihr seid unsterblich“, sagte Föste, der nicht nur dem Duo, sondern allen, die zum Bergischen HC halten, dankte: der Mannschaft, der medizinischen Abteilung, den ehrenamtlichen Helfern, den Fans und dem gesamtem Staff, der es mit seiner Unterstützung dem Team erleichtere, sich auf Handball zu konzentrieren.

Löwengebrüll - Stimmen zum Spiel
Jamal Naji:
„Das Ergebnis fand ich sehr ärgerlich. Dabei geht es mir nicht so sehr um die Punkte. Aber ich hätte es Arnor und Fabian von Herzen gegönnt, dass sie mit einem Sieg abtreten können. Letztlich war es ein Spiel, das von Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten geprägt war.“
Jörg Föste: „Das Spiel ist heute in den Hintergrund geraten. Wir haben ganz sicher nicht unsere beste Leistung geboten. Wir hatten in der ersten Halbzeit größere Probleme mit Simon Jeppsson, den wir nicht vernünftig verteidigt haben. Und in der zweiten Hälfte haben wir Nico Büdel nicht in den Griff bekommen. Das hat dann dazu geführt, dass Erlangen eine für diese Mannschaft vergleichsweise sehr hohe Angriffsquote hatte. Deswegen haben wir folgerichtig verloren. Das war sportlich zwar unbedeutend, aber wir hätten natürlich gerne vor heimischem Publikum auch angesichts der Verabschiedungen der verdienten Spieler die Begegnung gewonnen.“

Bergischer HC - HC Erlangen 29:30 (15:14)
Bergischer HC:
Rudeck, Johannesson - Nothdurft (6), Stutzke, Weck (1), Gutbrod (1), Arnesson (5/2), Babak (3), Ladefoged (3), Nikolaisen (1), Bergner, Scholtes (5), Schönningsen, Gunnarsson (2), Persson (2). Trainer: Jamal Naji
HC Erlangen: Ferlin, Obling - Jeppsson (9/3), Büdel (5), Olsson (5), Firnhaber (3), Bissel (3), Metzner (2), Heiny (1), Seitz (1), Zechel (1), Sellin, Bialowas, Zehnder, Link, Kurch. Trainer: Raul Alonso
Schiedsrichter: Marcus Hurst und Mirko Krag
Siebenmeter: 2/2 - 2/3
Zeitstrafen: 3 - 3 (Nothdurft, Ladefoged, Nikolaisen - Büdel (2), Bissel)
Rote Karte: Metzner (32.)

BHC-Legenden im Interview