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Foto/Grafik: Unsichtbar e.V.
Partner | 01.12.2021
Drei Fragen an...
...Ingo Isermann, Vorstandsmitglied von "Unsichtbar e.V.". Beim Heimspiel der Bergischen Löwen am Samstag in der Wuppertaler Unihalle ist der Verein Unsichtbar e.V. zu Gast, der seinen Fokus auf die Menschen richtet, die in und von der Gesellschaft nicht gesehen werden. In "Drei Fragen an..." mit Vorstandsmiglied Ingo Isermann stellen wir den Verein und seine Arbeit bereits vor.
bhc06.de: Was verbirgt sich hinter dem Namen Unsichtbar e.V. und für wen sind Sie da?
Ingo Isermann: Unsichtbar e.V. steht für alle die Menschen, die von der Gesellschaft nicht gesehen werden. Also quasi unsichtbar sind. Beispielsweise für erwerbsarme Menschen, die trotz eines Arbeitsverhältnisses am Ende des Monats, oftmals weniger haben als ein Sozialhilfeempfänger. Oder für obdachlose Menschen, die von vielen Menschen erst gar nicht wahrgenommen oder als Abschaum der Gesellschaft angesehen werden. Penner, Stadtstreicher, asoziales Gesindel sind gerne genommene Ausdrücke. Viele haben Vorurteile gegenüber obdachlosen Menschen, ohne deren Geschichten und die Hintergründe zu kennen, warum sie ein solches Leben führen. Urteilen über andere Menschen steht weit oben in unserer heutigen Zeit – zum Fragen, bleibt dann leider keine Zeit, würde aber vieles besser verstehen lassen und Vorurteile aus der Welt schaffen.

bhc06.de: Neben akuter Hilfe bei Obdachlosigkeit und Armut halten sie auch Vorträge und führen begleitende Projekte durch. Worum geht es da im Einzelnen?
Ingo Isermann: Neben Vorträgen an Schulen, bietet Unsichtbar e.V. auch Vorträge für Unternehmen an. An Schulen um die heranwachsenden Menschen, für diese Themen zu sensibilisieren und sie auch davor zu warnen. Den Kids soll bewusstwerden, was das Leben auf der Straße bedeutet und dass beispielsweise eine gute Schulausbildung und ein offener Umgang mit Problemen vielleicht doch wichtiger ist als bisher angenommen. Manchmal gehen wir mit Lehrern und Schülern (in kleinen Gruppen) zu den obdachlosen Menschen und sprechen mit ihnen. Oder wir besuchen ein Obdachlosenheim. Die Schüler sind oft überrascht, wie offen diese Menschen über ihr Schicksal, aber auch über das was sie anders machen würden, sprechen. Manchmal unterstützen uns Unternehmen mit Spenden. Damit diese Unternehmen auch wirklich nachvollziehen können, was mit den Spenden passiert, bieten wir Vorträge an. Dabei kann es vorkommen, dass der eine oder andere Mitarbeiter merkt, dass er doch einen ganz guten Job mit einem vernünftigen Einkommen hat. Wenn die „reale“ Welt der Normalos plötzlich auf die „Parallelwelt“ der obdachlosen Menschen trifft, ist das teilweise schon heftig.

bhc06.de: In welcher Art und Weise können Unternehmen und jeder Einzelne die Arbeit von Unsichtbar e.V. unterstützen?
Ingo Isermann: Unsichtbar e.V. hilft unkompliziert, direkt und unbürokratisch – wir reden nicht lange, wir handeln. Deshalb sind finanzielle Unterstützungen primär wichtig, um unser Versprechen zu halten und unmittelbar helfen zu können. So ist es uns möglich z.B. im Winter nicht nur gebraucht Sommerschlafsäcke zu verteilen, sondern neue Winterschlafsäcke zu kaufen, die auch ihren Zweck erfüllen. Aber wir benötigen ebenfalls z.B. Zelte, neue Schuhe, neue Unterwäsche, Handcremes, Hygieneartikel für Frauen, Zahnbürsten, Zahnpasta, Isomatten und und und. Außerdem werden bedürftige Familien mit Gutscheinen von z.B. Lidl oder Aldi versorgt. Manchmal wird eine Waschmaschine benötigt oder das Kind hat kein vernünftiges Bett. Es gibt eine Menge zu tun. Aber es werden auch ehrenamtliche Helfer gesucht. So gibt es eine Projektgruppe, die unterschiedlichste Aktionen plant oder ein Straßenteam, welches ab 22 Uhr regelmäßig nach den Menschen guckt, die kein Dach übern Kopf gefunden haben.