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Aktuelles | 26.10.2018
Die Stärke ist unser Spielsystem
Rafael Baena hat nicht lange gebraucht, um sich in die Herzen der BHC-Fans zu spielen. Der von den Rhein-Neckar Löwen zu uns gewechselte Kreisläufer ist am Kreis ein absoluter Brecher, der auch mit Ball in der Hand nicht aufzuhalten ist. Im Hallenmagazin "Löwenherz" stand der Spanier Rede und Antwort.
Rafa, herzlichen Glückwunsch zum hervorragenden Saisonstart. Vier Siege und zwei Niederlagen habt ihr auf dem Konto. Da fiel Dir die Umstellung, von den Rhein-Neckar Löwen hierher zu kommen, gar nicht so schwer, oder?

Baena (lacht): Ja, beide Mannschaften gewinnen derzeit viel. Aber die Ziele sind natürlich völlig unterschiedlich. Wir haben jetzt sehr gut angefangen und wollen natürlich so weitermachen.

Hattest Du mit einem solchen Start gerechnet?

Baena: Ich bin nicht überrascht, dass wir so viele Spiele gewonnen haben. Denn wir haben sehr viel Erfahrung in der Mannschaft, und das Team hat schon letzte Saison mehr oder weniger in dieser Gruppe sehr erfolgreich zusammengespielt. Die Neuzugänge wurden hervorragend integriert, so dass ich es als Lohn der guten Arbeit sehe, dass wir jetzt schon so gut dastehen. Das heißt natürlich nicht, dass die Begegnung gegen Bietigheim ein Selbstläufer wird. Da gilt es, wieder zu kämpfen.

Was macht eure gegenwärtige Stärke aus?

Baena: Wir sind nicht abhängig von einem Spieler, sondern arbeiten als Mannschaft sehr gut zusammen. Das System in der Abwehr funktioniert. Jeder weiß genau, wie er sich dort zu verhalten hat. Im Angriff versuchen wir, diszipliniert zu spielen und keine verrückten Sachen zu machen. Geduldig suchen wir unsere Chance und vermeiden es so, den Gegner zu Gegenstößen und einfachen Toren kommen zu lassen. Die Stärke ist unser Spielsystem.

In Stuttgart gelang der Sieg erst in allerletzter Sekunde durch einen Siebenmeter von Jeffrey Boomhouwer. Habt ihr es unnötig spannend gemacht?

Baena: Nach 50 Minuten hatten wir das Gefühl, dass wir das Spiel gewinnen würden. Hätten wir so weitergemacht, wären wir wahrscheinlich mit fünf Toren Vorsprung vom Feld gegangen. Aber so ist es dann eben manchmal im Handball. Wir haben ein paar Fehler gemacht, Stuttgart kam wieder zurück, und es wurde noch mal ganz knapp. Zum Glück haben wir das Ding durch Jeffreys Siebenmeter noch gewonnen. Es war der emotionalste Sieg bisher.

Auch für Dich persönlich läuft die Saison bisher sehr gut. Auf Sky sagte der Kommentator, dass man die spanische Dampfwalze einfach nicht aufhalten könne. Magst Du die Umschreibung?

Baena: Ich finde es schon lustig, ja. Denn das ist natürlich Spaß. In Spanien wurde ich auch schon mal übersetzt als kleiner Traktor bezeichnet. Das ist ja eigentlich schon auch ein Kompliment, denn ich versuche natürlich meine Position zu halten und meine Chancen gut auszunutzen, obwohl die Abwehrspieler oft viel stärker und größer sind als ich.

Hier beim Bergischen HC bekommst Du im Angriff mehr Einsatzzeiten als bei den Rhein-Neckar Löwen. Bist Du bisher zufrieden, wie Du sie nutzt?

Baena: Auf jeden Fall. Mir geht es immer darum, der Mannschaft so gut es geht zu helfen - egal ob ich dabei 5, 10 oder 50 Minuten auf dem Feld stehe. Wir haben drei Kreisläufer. Vielleicht spiele ich beim nächsten Mal nicht so viel. Aber ich bleibe immer konzentriert, damit ich bereit bin, wenn ich dann komme.

In Mannheim hast Du in den letzten drei Jahren zwei Mal die Deutsche Meisterschaft und ein Mal den DHB-Pokal gewonnen. Im Bergischen geht es zunächst um den Klassenerhalt. Was macht Dir mehr Spaß?

Baena: Handball spielen macht mir Spaß. Für mich ist es immer der gleiche Druck. Ob ich nun in der Champions League spiele oder jetzt in der Bundesliga erstmal um den Klassenerhalt, auf dem Feld fühlt sich das für mich gleich an. Ich will immer gewinnen. Die Champions League ist natürlich schön, weil es gegen die besten Teams überhaupt geht. Aber mit dem BHC trete ich auch in der stärksten Liga der Welt an. Wir treffen jede Woche auf Spieler der Extra-Klasse. Das genieße ich.

Du bist mit Deiner Frau Maria del Carmen und Deinen beiden Töchtern Carmen und Elisa nach Solingen gezogen. Hat die Umstellung im Privatleben gut funktioniert, so dass ihr euch schon wohl fühlt?

Baena: Zu Beginn hat mir der Verein sehr dabei geholfen, eine Wohnung und einen Kindergarten für meine Töchter zu finden. Seit gut einem Monat ist meine Familie nun hier, und wir haben uns sehr gut eingelebt. Die Kinder haben schnell Freunde gefunden, und auch meine Frau und ich haben Anschluss gefunden. Wir gehen auch sehr gerne mit Mannschaftskameraden mal einen Kaffee trinken.

Du bist mit 35 Jahren ältester Spieler beim BHC. Wie lange möchtest Du noch Handball spielen?

Baena: Das gucken wir mal. Ich fühle mich sehr gut und habe das Gefühl, dass ich in den besten Momenten meiner Karriere bin. Das gleiche Gefühl hatte ich vor fünf Jahren auch. Es wird von Jahr zu Jahr besser, kann man sagen. Ich hatte Glück, nie eine schwerere Verletzung zu haben. Jetzt möchte ich erstmal die Jahre hier genießen und von Tag zu Tag denken.


Zum Abschluss die Schnelle Mitte:
Der schönste Moment bisher beim Bergischen HC war... der Sieg zuletzt in Stuttgart.
Der beste Film, den ich bisher im Mannschaftsbus gesehen habewar... Green Mile.
In zehn Jahren sehe ich mich... zu Hause im spanischen Estepa. Da werde ich arbeiten, wie jeder andere auch.
Außer Handball und meiner Familie beschäftige ich mich sehr viel mit... dem Lernen der deutschen Sprache und meiner Doktorarbeit.
Diesen Wurf werde ich nie vergessen... In der Champions-League habe ich für Ademar Leon in letzter Sekunde gegen Veszprem getroffen. Es war das entscheidende Tor zum Viertelfinal-Einzug.
Der BHC wird in dieser Saison... auf jeden Fall die Klasse halten.

Foto: deutzmann.net